30.07.2011

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fast nichts


zufällig sah ich dem mond nach,
wie er hinter einer wolke verschwand,
dachte mir nichts dabei
an einem beliebigen abend
mit westwind und zufällig allein
im garten, der blühte, und
es war kein zufall, dass es jetzt
päonien, rhododendron, die gelben iris waren,
ein folgerichtiges blühen,
die logik der jahreszeit.
zufall will das folgerichtige –
allein deshalb dieses blühen jetzt
und der mond zufällig hinter der wolke –
das hatte unschuld,
wie es glückliche augenblicke gibt,
in denen fast nichts geschieht.


karl krolow
[aus: die zweite zeit, gedichte – suhrkamp]

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2 Kommentare:

Bess hat gesagt…

Ah ja, ich mag Krolows Gedichte, auch die (im Verhältnis) wenigen ungereimten. Über Zufall und Chronologie - da bleiben jede Menge Gedanken für den Tag. Ich hänge da wohl der Idee des Parallelen an.

Themawechsel
Wieder ein starkes Gedicht von Dir, "brennpunkte", bei fixpoetry abgedruckt!

marianne hat gesagt…

danke für das schöne kompliment, bess!