30.08.2012

jetzt ist das grün

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mein liebster
diesseitiger
engel

bald werde ich
fliegen
bald ist der fisch
mein schatten


doris runge
[aus: du also, gedichte - dva]
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27.08.2012

here comes the sun.

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foto: marianne rieter


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26.08.2012

spiegel des traums

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dies ist mein traum -
nimm ihn
nähe ihn und trage ihn
als kleid.

du machtest, dass das gestern
in meinen armen schläft
dass es mich umkreist
und sich im sonnenwagen
wie ein rauschen dreht
in der möwe, die davonfliegt
als flöge sie aus meinen augen.


adonis
[aus: ein grab für new york, gedichte 1965-1971 - ammann verlag]
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timoroso

  
la tema
ei
ina siarp
che reiva
dallas combas si
e sestartuglia
entuorn il venter
e siara il cor
die angst
ist
eine schlange -
schlängelt die
beine hoch
gürtet
den bauch
versiegelt das herz

arnold spescha
[aus: sbrinzlas funken scintille, gegenwartslyrik aus graubünden -
pro lyrica, schweizerische lyrische gesellschaft, mevina puorger
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25.08.2012

maybe.

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the path to our destination is not always a straight one. we go down the wrong road, we get lost, we turn back. maybe it doesn't matter which road we embark on. maybe what matters is that we embark.

barbara hall
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22.08.2012

halt mich

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foto & artwork: christiane bäcker




nehm' träume für bare münze
schwelge in fantasien
hab' mich in dir gefangen
weiss nicht wie mir geschieht

wärm' mich an deiner stimme
leg' mich zur ruhe in deinen arm
halt mich - nur ein bisschen
bis ich schlafen kann

fühl' mich bei dir geborgen
setz' mein herz auf dich
will jeden moment geniessen
dauer ewiglich

bei dir ist gut anlehnen
glück im überfluss
dir willenlos ergeben
find' ich bei dir trost


herbert grönemeyer
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21.08.2012

alles.

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dürfen darf man alles - man muss es nur können.

kurt tucholsky

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19.08.2012

inmitten eines gartens ...

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foto: marianne rieter

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inmitten eines gartens wuchs ein rosenstrauch, der war ganz voller rosen, und in einer davon, der schönsten von allen, wohnte ein elf; er war so winzig klein, dass kein menschliches auge ihn sehen konnte, hinter jedem blatt in der rose hatte er eine schlafkammer. er war so wohlgestalt und hübsch, wie ein kind nur sein konnte, und hatte flügel an den schultern, hinab bis zu den füssen. oh, es war ein duft in seinen zimmern, und wie hell und schön waren die wände! sie waren ja die feinen hellrosa rosenblätter.

hans christian andersen
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tendenzen gegen das vielleicht.

sebastian baumer
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18.08.2012

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die einzige gewissheit.

dass alles endet.
dass alles endet.

mit einem semikolon

lieber ich im käfig.
als der käfig in mir;


lauri otonkoski
[übersetzt von stefan moster – gefunden bei lyrikline]
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16.08.2012

tunnel

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foto: marianne rieter




dem andenken virginia woolfs

zu dritt
zu viert
ungezählte, einzeln

allein
gehen wir diesen tunnel entlang
zur tag- und nachtgleiche

drei oder vier von uns
sagen die worte
dies wort:

"fürchte dich nicht"
es blüht
hinter uns her.


hilde domin
[aus: hier - s. fischer]

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15.08.2012

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der himmel ist viereckig,
sagte die maus in der kiste.

søren aabye kierkegaard
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13.08.2012

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ich werde die fische vom land wieder ins wasser treiben
ich werde den bienen ihr geheimnis ablauschen
ich will der sonne unterwegs rätsel aufgeben
die berge müssen endlich in ruhe schlafen können
und die schmetterlinge zwischenfallsloser reisen
ich werde die meere kitzeln bis sie sich schütteln vor lachen
mit alten taschenlampen glühwürmchen verführen und die wälder erschrecken
ich werde die wale aus dem konzept bringen wenn sie singen
werde das eis befragen ob es noch weiss wie es war als wasser
ich will eine wärmere farbe für alles was wächst
die antilopen sollen besser auf ihre ernährung achten
und die frösche endlich laufen lernen
ich will die erde wieder flach und die menschen vergesslich
einfach anders als die steine
die merken sich alles


andreas münzner
[aus: die ordnung des schnees, gedichte - zu klampen]

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12.08.2012

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crescendo al niente.

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„der anblick der blumen nimmt wunden.“


heiter sei der grund unter den blüten,
den freundlichen fischen, dem licht -
weiche, leise harmonien, akkorde,
bewegungen der hände.

und wirklich sei das leuchten.
jetzt. hier. der bläuliche duft,
die tieferen wasser, die bleibende zeit.
der wind. die welle. ein einzelner stein.

marianne rieter
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09.08.2012

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ja, man muss seinen traum finden, dann wird der weg leicht. aber es gibt keinen immerwährenden traum, jeden löst ein neuer ab, und keinen darf man festhalten wollen.

hermann hesse
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08.08.2012

die flügel

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nicht mehr aushalten müssen
die spannung ins unabsehbare,
die flügel kann man jetzt brauchen
zur bergung jener, die fliegen
durch die welt, um die eigene mitte,
zu erreichen einzig im sturz.


erika burkart
[aus: die zärtlichkeit der schatten, gedichte - ammann]

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07.08.2012

schnipsel #154

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foto: marianne rieter




von schnittmengen, megaherzen und einem haus am fluss resp. perlen, wörter und eine hohe zeit con amore :::: eine feilenfabrik, ein geburtstag mit hesse im garten und adiletten im labyrinth :::: a room with a view resp. muppet show und balkon- geflüster bzw. lieber dancing in the dark als lost in space :::: eine apothekerin mit schöner stimme, ein ambulanzfahrer mit poetischer ader und zwei hilfsbereite carabinieri :::: der freundliche nutella-crèpes mann, la madonna auf dem dach und immer wieder waiting for her man :::: von betrunkenen zwillingen am pool, schwitzenden vögeln auf der balustrade und der gepflegten alten dame mit begleitung :::: 3 deutschländerinnen + 1 hotelrechnung = *grrrmpffff!!* :::: blühende oleanderbüsche und panini mit tadammm, tadammm! :::: eine pola für die zauberin in berlin *-) :::: oh sole mio :::: hey!! :-)

ps: 7 monate später der see

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06.08.2012

im grünen ...

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frauen- und vogelköpfe
im laub, das aussieht wie laub
der aquarellmaler.

hier kann man sitzen
und langsam mit der luft sprechen.
grün: bis unter die herzen,
unter den kinderhimmel,
in dem jeder verdacht
zur wolke wird.

es macht kopfweh, weil es
noch bei geschlossenen augen
grün bleibt.

aber man kann auch darüber lachen
und sich ein blaues fahrrad ausdenken,
mit dem man den horizont entlang
fährt.

karl krolow
gefunden bei artisanne
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05.08.2012

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foto: marianne rieter



je ferme les yeux afin de mieux voir.

paul gauguin

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eine welt

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in der jeder jeder ist -
klingt das nicht vertraut?
könnte das nicht von jedem sein?


nicolas born
[aus: das auge des entdeckers - wallstein verlag]
gefunden bei lyrikline
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04.08.2012

inmitten.

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foto: christiane bäcker



hinter den zaunaltären
an der herzwand
inmitten der sprachlosen blüten
hast du dich angesiedelt
und bist geblieben


hermann josef schmitz
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02.08.2012

und vor sich, den sommer.

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nicht nur die morgen alle des sommers -, nicht nur
wie sie sich wandeln in tag und strahlen vor anfang.
nicht nur die tage, die zart sind um blumen, und oben,
um die gestalteten bäume, stark und gewaltig.
nicht nur die andacht dieser entfalteten kräfte,
nicht nur die wege, nicht nur die wiesen im abend,
nicht nur, nach spätem gewitter, das atmende klarsein,
nicht nur der nahende schlaf und ein ahnen, abends...
sondern die nächte! sondern die hohen, des sommers,
nächte, sondern die sterne, die sterne der erde.


rainer maria rilke
[aus: die siebente duineser elegie]
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01.08.2012

chaos

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chaos ist die ordnung, die wir nicht verstehen.

konstantin wecker
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gefühl

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foto: marianne rieter



in unserem lande
komme ich mir manchmal vor
als sei schon lange
ein alarm im gange
und alle meinen
man läute bloss
den sonntag ein.


franz hohler
[aus: vierzig vorbei, gedichte - luchterhand]
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