02.01.2013

familientisch

.
der familientisch verschafft
die illusion von familie.
man sieht an ihm
überall leere plätze.
vater und mutter sind
hinzuzudenken
bei rostiger gabel, dreizinkig,
einer zerstossenen tasse
und behenden rotweinflecken,
die sich jeden abend
vergrössern.
eine hintertür steht offen.
jemand schleicht sich hinaus.

karl krolow
[aus: alltägliche gedichte - suhrkamp]

.

2 Kommentare:

Bess hat gesagt…

Der Lauf der Generationen, der Lauf der Zeit. Dennoch so traurig. So leise.

sonja hat gesagt…

so typisch er. bald gibt es nicht mal mehr illusionen von familie. ob das gut ist oder ob es schönere geborgenheiten geben wird?