28.01.2013

wenn du wohntest

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wenn du, wie ich sagte, meine stimme bewohntest
so wärst du auf den rechten weg und seine höhen geleitet
und trügst die kleidung reisender
die die ferne der sonnen trinken
dann wäre dein durst gestillt.
wenn du, wie ich sagte, meine stimme bewohntest
wärst du die seherin
mit einem leuchtturm wie ein regenbogen
zwischen unseren papierenen tagen
und dem schnee der entfernung -
so wärst du auf den rechten weg geleitet ...


adonis
[aus: ein grab für new york, gedichte 1965-1971 - ammann verlag]

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19.01.2013

möglicherweise ...

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wie leicht mein gepäck ist
vielleicht
kann ich weiter kommen
als ich dachte
möglicherweise über mich hinaus


werner lutz
[aus: treibgutzeilen, gedichte - waldgut]
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13.01.2013

unsere sehnsucht ...






unsere sehnsucht nach welt, unser verlangen nach den grossen und flachen horizonten, nach masten und molen, nach gras auf den dünen, nach spiegelnden grachten, nach wolken über dem offenen meer; unser verlangen nach wasser, das uns verbindet mit allen küsten dieser erde; unser heimweh nach der ferne.

max frisch
[aus: tagebuch 1946 – 1949 – suhrkamp]
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10.01.2013

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ich legte den arm aufs gras,
schloss die augen
und starb.

der mond schien, die sterne leuchteten.
so einfach kommst du mir nicht davon,
flüsterte jemand hinter meinem rücken.


maruša krese
[aus: selbst das testament ging verloren. gedichte.
slowenisch/deutsch, übersetzt von klaus detlef olof - edition korrespondenzen
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06.01.2013

dem dichter ...

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dem dichter muss das vielfältig einzelne gegenwärtig bleiben, er ist angehalten, die sinnesausschnitte ihrer breite nach zu gebrauchen, und so muss er auch wünschen, jeden einzelnen so weit als möglich auszudehnen, damit einmal seiner geschürzten entzückung der sprung durch die fünf gärten in einem atem gelänge.

rainer maria rilke
[aus: ur-geräusch]

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02.01.2013

familientisch

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der familientisch verschafft
die illusion von familie.
man sieht an ihm
überall leere plätze.
vater und mutter sind
hinzuzudenken
bei rostiger gabel, dreizinkig,
einer zerstossenen tasse
und behenden rotweinflecken,
die sich jeden abend
vergrössern.
eine hintertür steht offen.
jemand schleicht sich hinaus.

karl krolow
[aus: alltägliche gedichte - suhrkamp]

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01.01.2013

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foto: marianne rieter


auf ein glückliches, gesundes und frohes neues jahr!
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