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meine mitbewohnerin ist ein zirkuskind. es pfeift
auf den rest der welt, züchtet flöhe unter dem bett,
hält sich an gaukler, spielmänner, zahlencodes.
immer dreht es sich im kreis & wartet auf applaus.
solange die maske hält, ist alles gut.
die nummer erinnert an früher, als ich die zukunft
träumte & nichtsdestotrotz ums leben ruderte.
damals, im grossen kartenhaus über dem nebelmeer,
mit wochenendkindern & zornigem mann.
– lang ist’s her.
jetzt bin ich alt & leise, setze den fuss in die luft,
verliere ich mich im blau. ich putze vier katzen &
einer seiltänzerin hinterher. die wirklichkeit
verblasst mit der zeit; das macht es leichter.
– und doch.
ich wünsche mich in unversehrte tage.
wo ich nur ich bin. ohne schlangenlinien,
hochseilakte, fliegende seitenwechsel.
wo nachts nacht ist & tags hellichter tag.
– ganz einfach.
marianne rieter