31.10.2012

im nebel ...

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foto: marianne rieter


im nebel ruhet noch die welt;
noch träumen wald und wiesen ...

eduard mörike
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28.10.2012

erwartung

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dieser wind,
er hat dich geliebt,
dieser regen,
ein leises streicheln,

kein gross' wort,
aber fragen reihenweis'.
zeit ist's, die kleider in den arm zu nehmen,
sich auszuziehen, zuerst die haut, das wort,

du siehst mich an, voll erde deine augen.

annukka peura
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25.10.2012

ein blatt

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fiel mir ein
herbstgoldenes blatt zu
ich fühlte mich beschenkt

so aber reisst
nur der wind an mir
und treibt mich nicht zu einem ziel

fiel mir deine seele ins herz
wüsste ich wo
ich bin

gabriele nutz
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24.10.2012

there is no end ...

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there is no end. there is no beginning.
there is only the passion of life.

federico fellini
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22.10.2012

manchmal.

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was nicht anwesend ist, ist es manchmal gerade dadurch sehr.

robert walser
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21.10.2012

herbstlicht.






















herbstlicht speichern
und das, was uns bleibt
bevor die zeit wieder friert

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20.10.2012

platz in wilmersdorf

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ich setze mich unter den baum.
privatbesitz: eine hundertschaft
drosseln hat ihn erobert. ich rücke
den drahtstuhl neben den brunnen, studiere
das wasser, es zittert wie seidenpapier.
ich schliesse die augen, lausche.
mein atem geht hoffnungslos schnell.


hans-ulrich treichel
[aus: südraum leipzig, gedichte - suhrkamp]

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17.10.2012

das licht ...

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das licht das uns sticht
ist ein immer feinerer faden.

giuseppe ungaretti
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in diesem augenblick ...

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seine ganze zärtliche liebe zum leben durchzitterte ihn in diesem augenblick und die tiefe sehnsucht nach seinem verlorenen glück. aber dann blickte er um sich in die schweigende, unendlich gleichgültige ruhe der natur, sah, wie der fluss in der sonne seines weges zog, wie das gras sich zitternd bewegte und die blumen dastanden, wo sie erblüht waren, um dann zu verwelken und zu verwehen, sah, wie alles, alles mit dieser stummen ergebenheit dem dasein sich beugte, - und es überkam ihn auf einmal die empfindung von freundschaft und einverständnis mit der notwendigkeit, die eine art von überlegenheit über alles schicksal zu geben vermag.


thomas mann
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15.10.2012

es knospt

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es knospt
unter den bäumen
das nennen sie herbst.

hilde domin
[aus: gesammelte gedichte - s. fischer]
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14.10.2012

von wegen nachruhm ...

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heute fische ich im trüben, lasse
zwei mal zwei gleich fünf sein und
denke mir ein neues leben aus
das alte ist zu eng geworden
auch tut es gut sich hin und wieder
zu verändern. bin deshalb fest dazu
entschlossen in zukunft öfters
sinnlose gedichte zu verfertigen
in kleinschrift selbstverständlich
von wegen nachruhm und
moderner lyrik ...


gerhard rombach
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wie heimat.

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wo befreundete wege zusammenlaufen,
da sieht die ganze welt für eine stunde wie heimat aus.


hermann hesse
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13.10.2012

berlin.


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foto: marianne rieter




der morgen ist ein besudeltes kleid
eine seite mit einem eselsohr
ein klecks

die stadt
eine halb abgeschminkte frau

doch zuckend bäumt sie sich in den himmel
wie ein blaues pferd von marc im luftgeschirr

berlin

die sonne gelb


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07.10.2012

kreidestriche.

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auch in der "wirklichkeit" ziehe ich es vor zu fallen.
- andré breton



eine diesige mischung weich umrissener
klarheiten. der dualität enthoben sind
scheinbar nur die leichtfüssigen jahrgänge.

in seiner eigenen geschichte bevorzugt
der fisch das fünfte element:

schaffe ich möglichkeiten statt fixe
definitionen verlässt meine brut
ohne weiteres das aufgeräumte nest.


marianne rieter
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06.10.2012

relativ schweigsam ...

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foto: marianne rieter



relativ schweigsam
kommen die kühe
sie muhen leise
es ist neblig und fast nacht
wir sasen drausen
assen und tranken
vieleicht lokte sie das an
oder unser lachen
sie schauten uns treudof an
schüttelten die köpfe
und verabschieden sich
relativ schweigsam


bill offermann
[aus: im falle eines falles (vom ross) - gedichte - orte-verlag]
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04.10.2012

the big show.

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the big show is inside my head.

kurt vonnegut

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03.10.2012

gleichnis vom schreiben

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nicht immer fällt zauber
von der stirne aufs blatt und
immer ist nur eines da die
blösse zu bedecken: grün
oder weiss

aber man kann schiffe
falten und sie durch die luft
segeln lassen beladen mit efeu
und rosenbäumen und
bei auffrischendem wind
fahren die schiffe ein
im garten des blinden gärtners
und er legt hellblühende
reihen an und seine hand
geht von blatt zu blatt


brigitte fuchs
[aus: suchbild mit garten - kukuruz]
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01.10.2012

mehr.

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es geht mir um mehr
als nur um die poesie
es geht mir um alles.


jan skácel
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