30.11.2011

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LYRISCH KLAR? ECHTE
SCHACHTEL LYRIKER!


*-)
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29.11.2011

28.11.2011

immer wieder...

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immer wieder
will ich daran glauben
dass es gut kommt
und gut wird
dass es besser kommt
als es gut ist
und besser wird
als es gut wird


hermann josef schmitz
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27.11.2011

von jetzt an.

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von jetzt an werde ich stets
das chaos vorziehen
verschandelte tanzende insekten
gefangen in einer staubigen säule
aus sonnenlicht

stets die schrillen
verzweigungen des wahnsinns vorziehen
die keile in den grund von tag
und nacht treiben

schwefelschein lodert auf
und stürzt
eine kaskade
aus zersplitterten blicken

die vernunft brennt brücken
hinter mir ab – giess bloss öl
in diesen scheiterhaufen!

stets blindlings nach dem greifen
was nicht erreicht werden kann
stets eine ruchlose
möglichkeit vorziehen
die mich das leben
kosten könnte oder
schlimmeres

zum himmel klettern
jubelnd vollendet chaotisch
über eine staubige säule
aus sonnenlicht


ulrikka s. gernes
[aus dem dänischen übersetzt von hanns grössel - gefunden bei lyrikline]

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25.11.2011

je kleiner...

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je kleiner der garten, desto grösser der gartenzwerg.


brigitte fuchs

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24.11.2011

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23.11.2011

stilbruch.

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sprich langsam, schreib schön.
- helwig brunner


die ruhe trügt: es nähert sich
eine ankunft noch vor dem
ersten schnee - vielleicht ist
das ja mit ein grund für alles
sage ich alles nur keine sanft
mütigen gelöbnisse keine
weiteren leerläufe keine
wundverbände mehr

eine katze fällt immer auf
die füsse meinen sie? der
verpflichtungen sind genug!
eigentlich ist es ganz einfach:
ich stecke den kopf in die
schachtel & zähle bis zehn
so oder so reise ich meist
unbemerkt & neben der zeit

derweil die tage im nebel
hängen spitze ich bleistifte
rede laut & deutlich vor mich
hin oder höre mir zu in der
hand zerstreute dichter
worte im auge den teppich
mit lampe die bretter
undsoweiter


marianne rieter

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21.11.2011

frauen wie ich

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frauen wie ich
verneinen jegliche beteiligung
am frauenähnlichen herzschmerz

suchen wahrsagerinnen
auf um zu hören
wie man sich am
besten
überlisten kann
mit einem
prinzen im keller.
für vorrat.

frauen wie ich legen keinen wert
auf
sumulation der hoffnung
sie wissen
sich zu helfen
wenn sie in der handtaschen
ihre sehnsucht verliren.

sie rufen an.

falsche nummer.


dragica rajčić
[aus: buch von glück, gedichte - edition 8]

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19.11.2011

was im leben ...

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was im leben kommt dem gleich?
ruhig am fenster sitzend beobachte ich,
wie die blätter fallen und die blumen blühen,
während die jahreszeiten kommen und gehen.


hsueh-tou

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17.11.2011

kleines wörterbuch

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aus wort und zahl
und hunger und mahl
und stein und bein
und mein und dein
mit punkt und strich
und hieb und stich
und komm und geh
und heim und weh
von nord nach süd
bis froh und müd
auch flug und ritt
und dank und bitt
dann such und find
ein schönes kind
aus morgen, rot
bis abend, brot
von berg zu werk
aus fried und streit
und lieb und leid
und leib und seel
dazu ein haus
und aus.


elisabeth borchers
[aus: alles redet, schweigt und ruft, gedichte - suhrkamp]

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16.11.2011

singleauskopplung

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manchmal die umwege eines landarztes
als wäre diesem land noch zu helfen
wenn du über's wasser hinfort gehst
und postkarten schreibst aus tiefstem herzen
ein ort, der auf keiner gültigen karte auftaucht

manchmal sowas wie die furcht alter menschen
dich zu verlieren wie das gedächtnis
danach nur noch schnee, ohne spur
meine dunkelheit ist voller rechtschreibfehler
ich setze einen notruf ab und lege wert darauf

dich zu meinen, nicht manchmal


herbert hindringer
[aus: nähekurs, gedichte - judith sombray und herbert hindringer - fixpoetry.verlag]

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15.11.2011

weiterung

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wer soll da noch auftauchen aus der flut,
wenn wir darin untergehen?

noch ein paar fortschritte,
und wir werden weitersehen.

wer soll da unsrer gedenken
mit nachsicht?

das wird sich finden,
wenn es erst soweit ist.

und so fortan
bis auf weiteres

und ohne weiteres
so weiter und so

weiter nichts

keine nachgeborenen
keine nachsicht

nichts weiter


hans magnus enzensberger
[aus: blindenschrift - edition suhrkamp]

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14.11.2011

summervögel.

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collage: marianne rieter




die ziite, die säbe ziite
wo gsi sind wie liechti summervögel
won ich alles ha wele und alles ha gä


marianne rieter
[aus: brennpunkte, lyrik aus der schweiz - fixpoetry.verlag]



blanka beirut (andrea karimé) hat eine wunderbare kolumne zum thema geschrieben.
nachzulesen bei fixpoetry.

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12.11.2011

la scribenta | die schreiberin

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cu la scribenta
veva piars
il fil
ha ella encuriu el
denter las lingias

cu ella ha
anflau el
veva el
fatg nuv

ed ussa
enquera ella
la spada
als die schreiberin
den faden
verlor
sucht sie ihn
zwischen den zeilen

als sie ihn
fand
war er
verknotet

und nun
sucht sie
das schwert

tresa rüthers-seeli
[aus: sbrinzlas funken scintille, gegenwartslyrik aus graubünden -
pro lyrica, schweizerische lyrische gesellschaft, mevina puorger
]


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11.11.2011

wohl wissend ...

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wohl wissend
dass er
als angehöriger seiner gattung
halb affe halb engel sei
beschloss sebald
seine beiden hälften
in zukunft
reinlich voneinander zu scheiden
ganz affe über dem nabel
ausschliesslich engel darunter
eine nicht alltägliche zweistöckigkeit
die den am gesäss angebrachten flügelchen
das aussehen von flatternder
zum trocknen aufgehängter
weisser wäsche verliehe


alfred brendel
[aus: kleine teufel - hanser]

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10.11.2011

wenn ...

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wenn der versuch, etwas auszudrücken,
besonders schön
scheitert -
entsteht ein gedicht,
sage ich manchmal.

und ich lache bei diesem satz,
der sich unter meinem lachen
verfärbt.

kann es sein, dass unsere worte
auf der einen seite des flusses
leben
und wir
auf der anderen?

aber was für ein leben
leben sie -
wenn nicht
das unsere?

auf meine blindheit bin ich gefasst
sobald ich
die augen öffne.


rainer malkowski
[aus: die gedichte - wallstein]

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09.11.2011

hätte ich ...

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hätte ich mich nicht nach
den zum teil bereits nackten
zweigen umgedreht, so würde mir
der anblick des langsam -
goldig zu boden fallenden,
aus üppigem
sommer stammenden blattes
entgangen sein. ich hätte etwas
schönes nicht gesehen und etwas liebes,
beruhigendes und entzückendes,
seelenfestigendes nicht empfunden. schaue öfter
zurück, wenn es dir
dran liegt, dich zu bewahren.
mit gradausschauen ist’s nicht getan.
die sahen nicht alles, die nicht rund um sich sah’n.


robert walser
gefunden bei artisanne


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08.11.2011

sporadisch.

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den raum verlassen
distanz nehmen
kontakt halten
zu dem was man tut
und wie man es tut
und warum und überhaupt
wieder einmal mehr
als den eigenen kleinen                                           horizont sehen



marianne rieter

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06.11.2011

glück.

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man sollte nicht mehr glück verbrauchen, als man erzeugt.

glen close

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05.11.2011

schnipsel #152

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wattestäbli, eine schraube und die freundliche bitte um unterschreibung :::: 5 alte stühle und ein zimmer mit aussicht oder fantastique! :::: gemäss der verordnung zur veränderung der verordnung bzw. einfacher zu kompaktieren! :::: von stunden und minuten bzw. groovy misterioso oder disturbing you again :::: dein „lächelndes haar“ :::: die geschichte vom haus am see und der verlorenen nacht :::: 2 dünne beine, 1 neues bett + ½ perücke :::: „und aber ja!“ :::: von freundlichkeiten, annäherungen und ausweichmanövern oder nachtigall ick hör dir trapsen! :::: empirische untersuchungen, hellblaue helferlein und nächtliche drehmomente :::: just a perfect day! :::: bling *-)

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04.11.2011

bäume

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ihr gespür
für himmel
ganz ohne
glauben
lassen sie los
ihre bunten seelen
treiben sie bleiben
und warten
und treiben neu


doris runge

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03.11.2011

wenn...

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... wenn ein baum hier wäre
oder ein blatt
oder nur der geruch eines baums
oder die farbe eines blatts
wenn der tau hier wäre
der das blatt nicht freigibt
oder eine nase voll rinde
oder ein tropfen grün
wenn ein baum hier wäre
oder ein blatt ...


konstantin wecker

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02.11.2011

vor einem herbst

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im herbst soll einer auf mich warten.
er soll so warten, dass ich kommen muss.
in einem gelben alten garten.
kurz vor dem winter. kurz vorm schluss
von allem. in der weile,
die zwischen schnee und regen bleibt.
da suche ich die eine zeile,
die man vielleicht im leben schreibt.


eva strittmatter

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01.11.2011

herbst.

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foto: marianne rieter




die blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den himmeln ferne gärten;
sie fallen mit verneinender gebärde.

und in den nächten fällt die schwere erde
aus allen sternen in die einsamkeit.

wir alle fallen. diese hand da fällt.
und sieh dir andre an: es ist in allen.

und doch ist einer, welcher dieses fallen
unendlich sanft in seinen händen hält.


rainer maria rilke
[aus: das buch der bilder]

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