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28.11.2012
27.11.2012
herbst.
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als das kind kind war, wusste es nicht, dass es kind war.
- peter handke
ich mache die tage fest an bildern. blieben sie mir,
hielte ich diesen herbst nicht in der hand. eine zeit
wie keine andere.
ins licht getaucht blendet sie mich zurück zum vater,
der nur töchter hatte, zur mutter & ihren begleitern.
am himmel franst die sonne aus.
quer über den see gezeichnet die schatten der bäume,
ein paar möwen, in den zweigen letztes laub.
meine wörter sind müde.
ein seidener faden die stille, das herz undsoweiter.
marianne rieter
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als das kind kind war, wusste es nicht, dass es kind war.
- peter handke
ich mache die tage fest an bildern. blieben sie mir,
hielte ich diesen herbst nicht in der hand. eine zeit
wie keine andere.
ins licht getaucht blendet sie mich zurück zum vater,
der nur töchter hatte, zur mutter & ihren begleitern.
am himmel franst die sonne aus.
quer über den see gezeichnet die schatten der bäume,
ein paar möwen, in den zweigen letztes laub.
meine wörter sind müde.
ein seidener faden die stille, das herz undsoweiter.
marianne rieter
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24.11.2012
hell stehen die worte ...
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artwork & fotografie: christiane bäcker
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hell stehen die worte
sterne auf dunklem papier.
hundert stimmen hat die not
und keinen namen.
ich und der wind wir teilen
uns eine sprache.
es gibt keine freiheit
ohne die suche danach.
mein leben, das jeden morgen
näher dem abend zurückt.
ich will nicht aus dieser haut,
auf der die zeit sich schuppt.
schon wird der schatten dünner,
und die kraft der augen wächst.
dirk rose
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artwork & fotografie: christiane bäcker
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hell stehen die worte
sterne auf dunklem papier.
hundert stimmen hat die not
und keinen namen.
ich und der wind wir teilen
uns eine sprache.
es gibt keine freiheit
ohne die suche danach.
mein leben, das jeden morgen
näher dem abend zurückt.
ich will nicht aus dieser haut,
auf der die zeit sich schuppt.
schon wird der schatten dünner,
und die kraft der augen wächst.
dirk rose
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20.11.2012
es geschehen dinge ...
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es geschehen dinge, die sind wie fragen.
sekunden vergehen oder jahre, und das leben antwortet.
alessandro baricco
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es geschehen dinge, die sind wie fragen.
sekunden vergehen oder jahre, und das leben antwortet.
alessandro baricco
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15.11.2012
schnipsel #155
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foto: marianne rieter
schwedenbitter, bürstenschnitte & handmade tagliatelle :::: eine lyrische lesung mit heimischem klingelton *-) :::: wassergräber, kleine männer in leuchtfarben und die zärtlichkeit eines baggerführers beim glätten der hügel in der landschaft :::: schöne drinks & schöne jungs oder zwei rechts, zwei links und vieleviele bunte smarties :::: kühe im wasser, nebel am see und verschiedene geschwindigkeiten beim gehen :::: abwegige umwege und no more waiting 4 my 5 :::: als das kind noch kind war & immer wieder der himmel über berlin :::: von kleidergrössen und optischen täuschungen resp. wishfull thinking :::: the poledancer im schlafzimmer, ein baldachin mit dübeln & seitliche ausfallschritte mit hüftschwung und typischer handbewegung :::: über die „spektakulären momente des schreibens“ oder dunkle flüsse und paralleluniversen bzw. gedankliche eskapaden einer unvermuteten wanderschaft :::: die putzfrau und ich resp. mutationen der frustierenden art oder diverse suboptimümmer als dauer- zustand :::: in-a-gadda-da-vida, baby!!!
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foto: marianne rieter
schwedenbitter, bürstenschnitte & handmade tagliatelle :::: eine lyrische lesung mit heimischem klingelton *-) :::: wassergräber, kleine männer in leuchtfarben und die zärtlichkeit eines baggerführers beim glätten der hügel in der landschaft :::: schöne drinks & schöne jungs oder zwei rechts, zwei links und vieleviele bunte smarties :::: kühe im wasser, nebel am see und verschiedene geschwindigkeiten beim gehen :::: abwegige umwege und no more waiting 4 my 5 :::: als das kind noch kind war & immer wieder der himmel über berlin :::: von kleidergrössen und optischen täuschungen resp. wishfull thinking :::: the poledancer im schlafzimmer, ein baldachin mit dübeln & seitliche ausfallschritte mit hüftschwung und typischer handbewegung :::: über die „spektakulären momente des schreibens“ oder dunkle flüsse und paralleluniversen bzw. gedankliche eskapaden einer unvermuteten wanderschaft :::: die putzfrau und ich resp. mutationen der frustierenden art oder diverse suboptimümmer als dauer- zustand :::: in-a-gadda-da-vida, baby!!!
12.11.2012
lied vom kindsein
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foto: marianne rieter
als das kind kind war,
ging es mit hängenden armen,
wollte der bach sei ein fluss,
der fluss sei ein strom,
und diese pfütze das meer.
als das kind kind war,
wusste es nicht, dass es kind war,
alles war ihm beseelt,
und alle seelen waren eins.
als das kind kind war,
hatte es von nichts eine meinung,
hatte keine gewohnheit,
sass oft im schneidersitz,
lief aus dem stand,
hatte einen wirbel im haar
und machte kein gesicht beim fotografieren.
als das kind kind war,
war es die zeit der folgenden fragen:
warum bin ich ich und warum nicht du?
warum bin ich hier und warum nicht dort?
wann begann die zeit und wo endet der raum?
ist das leben unter der sonne nicht bloss ein traum?
ist was ich sehe und höre und rieche
nicht bloss der schein einer welt vor der welt?
gibt es tatsächlich das böse und leute,
die wirklich die bösen sind?
wie kann es sein, dass ich, der ich bin,
bevor ich wurde, nicht war,
und dass einmal ich, der ich bin,
nicht mehr der ich bin, sein werde?
als das kind kind war,
würgte es am spinat, an den erbsen, am milchreis,
und am gedünsteten blumenkohl.
und isst jetzt das alles und nicht nur zur not.
als das kind kind war,
erwachte es einmal in einem fremden bett
und jetzt immer wieder,
erschienen ihm viele menschen schön
und jetzt nur noch im glücksfall,
stellte es sich klar ein paradies vor
und kann es jetzt höchstens ahnen,
konnte es sich nichts nicht denken
und schaudert heute davor.
als das kind kind war,
spielte es mit begeisterung
und jetzt, so ganz bei der sache wie damals, nur noch,
wenn diese sache seine arbeit ist.
als das kind kind war,
genügten ihm als nahrung apfel, brot,
und so ist es immer noch.
als das kind kind war,
fielen ihm die beeren wie nur beeren in die hand
und jetzt immer noch,
machten ihm die frischen walnüsse eine rauhe zunge
und jetzt immer noch,
hatte es auf jedem berg
die sehnsucht nach dem immer höheren berg,
und in jeder stadt
die sehnsucht nach der noch grösseren stadt,
und das ist immer noch so,
griff im wipfel eines baums nach dem kirschen in einem hochgefühl
wie auch heute noch,
eine scheu vor jedem fremden
und hat sie immer noch,
wartete es auf den ersten schnee,
und wartet so immer noch.
als das kind kind war,
warf es einen stock als lanze gegen den baum,
und sie zittert da heute noch.
peter handke
aus "der himmel über berlin" - gesprochen und gesungen von bruno ganz (klicken für youtube link)
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foto: marianne rieter
als das kind kind war,
ging es mit hängenden armen,
wollte der bach sei ein fluss,
der fluss sei ein strom,
und diese pfütze das meer.
als das kind kind war,
wusste es nicht, dass es kind war,
alles war ihm beseelt,
und alle seelen waren eins.
als das kind kind war,
hatte es von nichts eine meinung,
hatte keine gewohnheit,
sass oft im schneidersitz,
lief aus dem stand,
hatte einen wirbel im haar
und machte kein gesicht beim fotografieren.
als das kind kind war,
war es die zeit der folgenden fragen:
warum bin ich ich und warum nicht du?
warum bin ich hier und warum nicht dort?
wann begann die zeit und wo endet der raum?
ist das leben unter der sonne nicht bloss ein traum?
ist was ich sehe und höre und rieche
nicht bloss der schein einer welt vor der welt?
gibt es tatsächlich das böse und leute,
die wirklich die bösen sind?
wie kann es sein, dass ich, der ich bin,
bevor ich wurde, nicht war,
und dass einmal ich, der ich bin,
nicht mehr der ich bin, sein werde?
als das kind kind war,
würgte es am spinat, an den erbsen, am milchreis,
und am gedünsteten blumenkohl.
und isst jetzt das alles und nicht nur zur not.
als das kind kind war,
erwachte es einmal in einem fremden bett
und jetzt immer wieder,
erschienen ihm viele menschen schön
und jetzt nur noch im glücksfall,
stellte es sich klar ein paradies vor
und kann es jetzt höchstens ahnen,
konnte es sich nichts nicht denken
und schaudert heute davor.
als das kind kind war,
spielte es mit begeisterung
und jetzt, so ganz bei der sache wie damals, nur noch,
wenn diese sache seine arbeit ist.
als das kind kind war,
genügten ihm als nahrung apfel, brot,
und so ist es immer noch.
als das kind kind war,
fielen ihm die beeren wie nur beeren in die hand
und jetzt immer noch,
machten ihm die frischen walnüsse eine rauhe zunge
und jetzt immer noch,
hatte es auf jedem berg
die sehnsucht nach dem immer höheren berg,
und in jeder stadt
die sehnsucht nach der noch grösseren stadt,
und das ist immer noch so,
griff im wipfel eines baums nach dem kirschen in einem hochgefühl
wie auch heute noch,
eine scheu vor jedem fremden
und hat sie immer noch,
wartete es auf den ersten schnee,
und wartet so immer noch.
als das kind kind war,
warf es einen stock als lanze gegen den baum,
und sie zittert da heute noch.
peter handke
aus "der himmel über berlin" - gesprochen und gesungen von bruno ganz (klicken für youtube link)
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10.11.2012
05.11.2012
die fische.
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foto: marianne rieter
wer den himmel im wasser sieht,
sieht die fische auf den bäumen.
aus china
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foto: marianne rieter
wer den himmel im wasser sieht,
sieht die fische auf den bäumen.
aus china
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03.11.2012
war der tisch, war der stuhl
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war der tisch, war der stuhl, sass ein kind
in der küche und ass, war es still auf dem flur,
ging niemand herum und zählte die eigenen
schritte, das fensterkreuz weisser als sonst
gegen abend, durchschnitten den hof kleine
tiere im flug und der staub lag am glas und
ein kind war sehr still und etwas, das einfiel
im schlag, das heiss war im grund und sich
dunkelte, aufschlug, ein kind riss die augen
weit auf und konnte, es konnte nichts finden.
ulrike almut sandig
[aus: streumen - connewitzer verlagsbuchhandlung, leipzig]
gefunden bei lyrikline
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war der tisch, war der stuhl, sass ein kind
in der küche und ass, war es still auf dem flur,
ging niemand herum und zählte die eigenen
schritte, das fensterkreuz weisser als sonst
gegen abend, durchschnitten den hof kleine
tiere im flug und der staub lag am glas und
ein kind war sehr still und etwas, das einfiel
im schlag, das heiss war im grund und sich
dunkelte, aufschlug, ein kind riss die augen
weit auf und konnte, es konnte nichts finden.
ulrike almut sandig
[aus: streumen - connewitzer verlagsbuchhandlung, leipzig]
gefunden bei lyrikline
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