08.12.2010

.


mittlere jahre


schon beim frühstück der blick aus dem fenster: zu spät
der morgenstern wieder einmal erloschen
überhaupt das da oben verwirrend

die kinder am tisch ihr plappern und lachen
kaum sind sie weg fällt alles
in seltsamste stille

jetzt ins offene gehn – hinaus und hinweg!
doch vom wünschen bleibt nichts übrig als wünsche
nie einsamer als in diesen stunden

vorm fenster schwankt eine magnolie im wind
das telefon klingelt dann steht es stumm
und die entfernungen wachsen


jörg bernig
[aus: kein thema – anthologie, gedichte – verlag im proberaum 3]

.

2 Kommentare:

Bess hat gesagt…

Unsere kleinen, bewussten und ungesteuerten, sinngebungen sind nicht lückenlos. Dazwischen: Einsamkeit. "die entfernungen wachsen"

Die Stimmung sichtbar gemacht, nachvollziehbar.

Und dennoch! - möchte ich sagen, dennoch sind die sinnerfüllten, die glücklichen Momente die, die uns tragen und die zu überstrahlen vermögen. So kann Einsamkeit oder Melancholie durchaus einen Glücksrand haben ...

Grüße zum Wochenbeginn,
Bess

marianne hat gesagt…

wunderbar, dieses bild vom "glücksrand", liebe bess!

vielen dank und eine gute woche.