19.04.2011

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ich bin


ich bin das geworfene licht : die wandererin
ich bin der Raum : die welt ist klein
ich bin ein ton : weich und harsch

ich bin das wort aus dem wort : erstrahle
ich bin der schauder : in deinem nacken
die indianerin bin ich : mit einem langen zopf

ich bin die hüterin : des unlösbaren rätsels
ich bin das meer : klage, o klage
ich bin ein strenges gesetz : auf den wegen

ich bin die nesselblüte : unscheinbar scheinbar
einst war ich herrin : über das weisse reich
ich bin aus den wäldern : ich bin ein baum

ich bin die gefährtin : in allen fährnissen
ich bin der schierling : im becher des frevlers
ich bin ein wehen : im palast der zeit

ich bin die schlange : weise lispelnd
ich war auf der heide : beim suchenden dichter
ich bin die falbe stute : fliehend im traum

ich bin ebbe und flut : trotz allen dämmen
ich bin unaufhaltsam : die nachtwolken ziehen
ich bin die katze : was ich fress, steht mir zu


eva cader-benedix
[aus: im frieden deiner linien, gedichte - k. fischer]
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4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

... irgendwie bleibt mir bei diesem phantastischen, allumfassenden Ich der Atem stecken. Stockt. Ist so gottähnlich.
(sollte es einen Untertitel geben, dass hier eine Göttin gemeint ist und nicht ein profanes weibliches Ich?)

Bess hat gesagt…

(oh, war zu schnell abgeschickt)

Nichtsdestotrotz sind es schöne Bilder in diesem Gedicht.

eva hat gesagt…

du hast vollkommen recht, liebe bess, hier geistert robert graves ein wenig ... ;)

Bess hat gesagt…

... andererseits, liebe Eva, sitze ich vielleicht mal wieder der typisch deutschmädchenhaften Bescheidenheit auf (Sei wie das Veilchen im Moose ... - und - Eigenlob stinkt ...). Und kenne selbst auch grandiose Gefühls- und Wertzustände. ;)